Sonntag, 17. August 2014

Gaby wartet im Park--- Kapitel 21--- Neufassung



Kapitel 21

Während sich Kassandra in der heißen Badewanne entspannte räumte Gaby den Frühstückstisch ab und machte die Küche wieder sauber. Sie war ja selber schuld. Sie hatte Valerie  in ihr Zimmer geschickt ohne das sie vorher abgeräumt hatte. Nun musste sie es halt selber machen. Nach dem sie alles abgeräumt hatte und auch sauber gemacht worden war.  Dann schaute sie in den Kühlschrank und fand eine Flasche Isotonisches Getränk. Sie nahm sie raus und ging damit in das Zimmer von Valerie. Die Tür war offen und Valerie lag auf der Couch auf dem Bauch. Sie hatte geweint, das sah Gaby auf den ersten Blick also setzte sie sich neben Valerie auf das Bett und streichelte sanft ihren Rücken.
„Alles ok, Kleines?“
„Nein, nichts ist ok. Es ist ein besch…..  Gefühl die Menschen die einem so wichtig geworden sind so zu enttäuschen. Erst recht jetzt wo ich weiß, das Du das gleiche empfindest.“
„Valerie, die Enttäuschung wird vergehen und nach deinem Arrest ist alles vergeben und vergessen. Wir fangen dann bei Null an. Wie nach jeder Strafe.“
„Kuschelst Du mit mir ein wenig? Ich brauche Dich….Mum!“
Valerie Bitte war von Unsicherheit geprägt, sie wusste nicht wie es weitergehen sollte, sie wusste nur eines, wenn sie nun nicht jemanden spüren würde der sie liebte würde sie nur noch heulen. Und Gaby merkte das Valerie dann genau daran zerbrechen würde. Also legte sie sich zu ihr ins Bett und sofort kuschelte sich Valerie bei ihr ein.
Während dessen lag Kassandra in der Badewanne und dachte nach. Sie dachte über das Geschehen in Valeries Wohnung nach, sie dachte darüber nach was hier passiert war. Auf eine merkwürdige Art und Weise entstand hier gerade eine neue Familie und es sah so aus als ob Kassandra das Familienoberhaupt war. Denn so kam sie sich gerade vor. Valerie suchte ihren Halt bei Gaby und  Gaby wollte den Halt von Kassandra. Nur womit sie selber nicht klar kam, war das Valerie auch von Kassandra Halt suchte. Auf eine Art die Kassandra noch verstehen musste. Sie verstand es nicht. Doch sie verstand es sehr gut. Aber wollte sie es wirklich. Sie hatte sich gerade erst vor 9 Jahren damit abgefunden, das sie niemals eine Familie haben würde. Sie würde die letzte sein. Kassandra lag in der Badewanne und spürte wie ihr langsam die ersten Tränen die Wangen runter liefen. Zu sehr tat es weh. Zu sehr bereute sie. Nein sie bereute nichts. Es war richtig gewesen, ansonsten hätte sich ihre Dienstzeit verlängert und sie hätte Gaby noch nicht wieder gefunden. Es war richtig wie es war. Aber die Entscheidung und ihre Folgen, die taten immer noch weh.
Irgendwann war das Wasser in der Wanne kalt und Kassandra fror. Sie beschloss aus der Wanne zu steigen, legte sich das grosse rote Badetuch um den Körper und blieb noch eine Weile auf der Badewanne sitzen. Dann raffte sie sich auch und meinte:
„Das bringt nichts, die Schatten der Vergangenheit kann niemand besiegen.“
Also ging sie aus dem Badezimmer zu Valerie´s  Zimmer, sie wollte einfach mal nach ihr sehen. Und was sie sah erwärmte ihr Herz. Valerie schlief in Gaby´s Armen. Und auch Gaby schien zu schlafen.  Kassandra wollte gerade den Raum wieder verlassen als Gaby sie ansah und flüsterte:
„Na, wie war dein Bad, Schatz?“
„Herrlich, willst Du auch ins Bad?“
„Sehr gerne, aber Du hast sicher das ganze heisse Wasser verbraucht.“
„Nein wir haben seit Montag doch ne neue Therme und einen grösseren Warmwasserspeicher. Musste sein wegen den Duschen im Dojo. Der alte war marode.“
„Super dann gehe ich eben ins Bad. Bleibst Du bitte bei Valerie? Sie braucht uns.“
Kassandra verzog das Gesicht. Aber dann blinzelte Valerie sie halbschlafen an.
„Bitte lass mich nicht alleine Kassandra.“
„Das ist aber genau der Sinn von Stubenarrest, das Du Zeit hast darüber nachzudenken, warum Du den Hausarrest hast.“
Valerie schluchzte, sie fühlte sich einfach nur einsam und wollte nicht mehr einsam sein.
Kassandra setzte sich näher an Valerie, nahm ihre Hand und schaute ihr tief in die Augen. Sie konnte in den Augen ihre Einsamkeit sehen und auch die Sehnsucht nach Geborgenheit. Sie räusperte sich und sprach dann zu ihr.
„Valerie, wenn Du wirklich einsam wärest, wenn Du wirklich alleine wärest. Meinst Du das Du dann hier bei uns wärest?“
„Was meinst Du?“
Valerie war unsicher. Sie wusste nicht worauf Kassandra raus wollte. Sie schlug die Augen zu und Gaby und Kassandra konnten ihre Unsicherheit merken.
„Ich weiss es nicht. Was meinst Du?“
„Ich meine das dieser Arrest nur deswegen da ist, weil Du eben nicht alleine bist. Die Tage deiner Einsamkeit sind vorbei.“
Kassandra gab Valerie einen Kuss auf die Stirn und schaute sie dann liebevoll an. Ihr Blick war sanft und zärtlich. Gaby wurde richtig warm ums Herz.
„Ich gehe nun eine heisse Dusche nehmen. Danach kann ja Valerie auch ins Bad gehen.“
Gaby stand auf und verließ das Zimmer in Richtung Badzimmer.  Kassandra blieb noch eine Weile bei Valerie sitzen nur um ihr einen Moment lang Zeit zu geben, das eben gesagte zu verarbeiten. Als sie dann aufstand, hörte sie von Valerie ein leises:“Danke!“
„Gerne geschehen, kleines.“
Kassandra wuselte Valerie durch´s Haar und verließ dann den Raum. Kurz vor der Tür sagte sie dann noch mal zu Valerie.
„Ich gehe ein wenig ins Dojo zum trainieren. Wenn irgendetwas ist. Irgendetwas passiert kannst Du zu mir kommen.“
„Fein es ist etwas. Ich will nicht alleine sein!“
Valerie zog eine künstliche Flunsch und tat so als wenn sie beleidigt war.  Kassandra lachte auf und verließ Valerie´s Zimmer.
Valerie lag alleine im Zimmer und dachte nach. Was war hier passiert? Was passierte in ihrem Leben gerade. Sie war definnitiv  nicht alleine. Auch wenn sie gerade alleine in einem Zimmer war. Das war einfach gerade wohl eine der  Folgen ihrer neuen Familie. Denn trotz dieses Alleinsein fühlte sie sich beschützt. Nein genau deswegen fühlte sie sich gerade beschützt. Hier liebte sie jemand so sehr, das dieser Mensch ihr Grenzen setzte damit sie sich nicht selber schaden zu fügen würde. Sie versuchte es zu verarbeiten und dennoch es fühlte sich hart an, es fühlte sich beschissen an. Sie wollte etwas mehr Freiheit haben. Irgendwann schlief sie ein. Alle ihre Gedanken schliefen ein. All ihr Sorgen verschwanden im Schlaf.
So lag sie da noch als Kassandra nach ihr schaute. Sie hatte sich einen weissen Gi angezogen und trug darüber den schwarzen Hakama. Auch wenn sie nun für sich alleine trainierte die Etikette würde sie im Dojo waren. Als sie aber sah das Valerie schlief, ging sie noch mal ins Wohnzimmer. Sie kniete sich vor dem Schrank im Wohnzimmer nieder, zog eine der Schubladen auf und griff hinein. In ihrer Hand hielt sie eine Babyfonanlage. Das Mikrofon stöpselte sie in Valerie´s Zimmer ein. Und Empfänger nahm sie mit ins Dojo.  Sie stöpselte ihn beim Tresen in eine Steckdose und machte dann ihre Verbeugung zur Matte.
„Rei!“
Dann begann sie ihre erste Kata. Eine Kata bestehend nur aus Würfen.

In der Zwischenzeit war Gaby unter die Dusche gegangen und versuchte bei dem heissen Wasser ab zu schalten. Himmel das tat gut. Kassandra hatte nicht gelogen. Das Wasser war wirklich heiss und es tat so gut. Unter der Dusche fielen dann alle ihre Sorgen ab, auch ohne das sie mit Kassandra reden musste, hatte ihre Partnerin richtig reagiert und ihr die Chance gegeben. Der Preis dafür war nun eine Familie. Gaby würde bei allem was sie nun tat auch an Valerie denken. Sie würde ihr Leben etwas umstellen müssen. Denn sie würde nicht wollen, das sie für Valerie ein schlechtes Vorbild wäre.  Dann fragte sie sich, warum. Durfte sie dann überhaupt nicht mehr leben? Musste sie nur Mutter sein? Durfte sie nicht mehr selber  leben? Was würde sie nun erwarten und würde Kassandra nicht wieder irgendwann aus ihrem Leben verschwinden, weil es ihr zuviel werden würde. Diese Gedanken machten ihr Angst.  Sie atmete tief durch und drehte das heisse Wasser etwas mehr auf.   Sie schäumte die Haare ein und begann damit ihr Reinigungsritual.


Während Kassandra in ihrer Wurfkata gerade beim Übergang des  Kata-Ashi-Doris zum Kata-Guruma arbeite wurde sie auf einmal aus dem Mushin gerissen. Denn das Babyfon war angegangen und sie hörte wie Valerie telefonierte.
„Jawohl Herr Maternus. Nein, ich bin bei meiner Fa… bei Freunden und ich werde das Haus nicht verlassen.“
….. Dann war Stille und Kassandra hörte nur wie Valerie antwortete:
„Dann kommen Sie doch bitte hierher ins Dojo von Kassandra Heinze Herr Komissar.“
Kaum das Kassandra diese Worte gehört hatte, rannte sie los und stand auch schon in Valeries Zimmer. Dieser nahm sie das Handy wortlos aus der Hand und sagte begann mit dem Gegenüber zu sprechen:
„Kassandra Heinze hier.“
„Hallo Frau Heinze, mein Name ist Frank Maternus. Ich bin Kriminalhauptkommissar.“
„Was kann ich für Sie tun Herr Maternus?“
„Im Treppenhaus von Frau Brandt wurde ein Mann tot aufgefunden und nach wir ermitteln wegen des Verdachtes der schweren Körperverletzung oder vielleicht sogar des Mordes.“
„Und was kann Frau Brandt da für Sie tun?“
„Nun ja wir können nachweisen das der Tote bei ihr über Treppengeländer gefallen ist. Und das bringt uns dazu das wir eine Aussage von Frau Brandt benötigen.“
„Die können Sie haben, allerdings nur in meinem Beisein und hier in meinen Räumen. Frau Brandt ist das Opfer krimineller Machenschaften und nicht die Schuldige.“
„Verzeihen Sie mir aber ihre Akte und die Aussage ihres Anwaltes stellen sie in einem anderen Licht da.“
„Ihr Anwalt? Frau Brandt hat noch keinen Anwalt beauftragt.“
„Doch Herr Ralf Moser,  war vor etwa 30 Minuten bei uns und hat uns gesagt das Frau Brandt Aussagen wird. Sie würde auf sein Anraten zu uns ins Präsidium kommen.“
Kassandra kochte innerlich. Schon wieder pfuschte dieser Winkeladvokat in Valeries Leben. Das musste aufhören. Nur wie?
„Hören Sie. Frau Brandt hat Herrn Moser das Mandat schon vor langer Zeit entzogen.“
„Das müsste sie mir dann aber schon selber sagen, ganz abgesehen davon das Herr Moser ein renomierter Anwalt und Strafverteidiger ist. Warum sollte er also hierher kommen und uns extra Bescheid sagen?“
„Herr Maternus, das erklären wir Ihnen sehr gerne allerdings bitte ich Sie, das Sie mich in meinem Dojo in der Friedensstr. 120 aufsuchen. Frau Brandt wird Ihnen alle Fragen beantworten ebenso ich und Frau Moser.“
„Frau Moser? Gaby Moser? Genau woher kennen Sie meine Freundin?“
„Wir kennen uns aus der Zeit als ich noch beim Einbruchsderzenat war. In Frau Mosers Wohnung wurde damals eingebrochen.“
„Ah, und wann war das?“
„Das war vor 3 Jahren und damals haben wir die Einbrecher erwischt, Frau Moser musste einen Teil ihres Eigentums identifizieren.“
„Ok können Sie in einer Stunde hier sein? Dann werden alle Beteiligten fertig sein und wir können zusammen reden.“
„Selbstverständlich. Friedensgasse  120 ?“
„Genau das Ran Dojo.“
„Ich werde da sein, und danke Frau Heinze.“
„Keine Ursache.“
Valerie schaute unsicher auf Kassandra.
 „Hab ich was falsch gemacht?“
„Hm lass mich überlegen? Du hast Computerverbot?“
„Ja!“
„Du hast Fernsehverbot?“
Valerie konnte nur stumm nicken.
„Ich erwarte verbale Antworten  in ganzen Sätzen.“
Unsicher starrte Valerie Kassandra an.
„Also Fräulein?“
„Ja ich hab Fernsehverbot!“
„Du hast Telefonverbot?“
„Ja auch das habe ich.“
„Und Du hast Handyverbot oder irre ich mich?“
„Nein Du irrst nicht.“
„Gut das bedeutet keine SMS, Kein Whats Ap und erst recht kein Telefonieren. Hab ich Recht.“
„Ja hast Du.“
Valerie war zerknirscht sie begriff das sie etwas falsches getan hatte. Und es tat ihr leid, aber sie wollte nicht schon wieder bestraft werden. Sie ging auf Kassandra zu und schaute ihr in die Augen, schüchtern, verängstigt.
„Bitte sag es nicht Mum. Sie muss nicht schon wieder verletzt werden, nur weil ich Mist gebaut habe.“
„Doch das muss sie, denn wenn Du die Anrede eben ernst meinst, dann muss sie genau das wissen. Wir DREI reden heute Abend. MADAM!“
Es war unüberhörbar das Kassandra stinksauer war.

Als Gaby aus dem Bad kam sah sie wie Kassandra im Gi und dem Hakama bei Valerie im Zimmer saß. Sie schaute zu Kassandra und zu Valerie herüber. Erst ruhte ihr Blick besorgt auf Valerie und dann schaute sie zu Kassandra herüber.
„Ist alles ok?“
„Nein,  die Polizei kommt in einer Stunde, sie wollen eine Aussage von Valerie wegen des Vorfalles im Treppenhaus.“
Kassandra griff Gaby´s Hand und meinte dann leise zu ihr.
„Ich muss mit Dir reden, alleine!“
Gaby nickte nur und meinte dann zu Valerie.
„Ich rede mal kurz mit Kassandra dann bin ich bei Dir, ok?“
„Ja, Mum!“
Valerie setzte sich aufs Bett und zog die Beine an und schaute auf dem Fussboden.
Das würde wieder Ärger geben sie wusste es. Und dabei war ihr schlechtes Gewissen gerade nicht gerade förderlich, sie brauchte ihren Verstand und keine Emotionen wenn sie gleich eine Aussage machen musste.

Gaby und Kassandra gingen in Richtung Wohnzimmer und Gaby machte natürlich wieder einen Abstecher in die Küche zur Kaffeemaschine, schenkte sich einen Kaffee ein und fragte ihre Freundin.
„Willst Du auch einen?“
„Ja, gerne.“
Gaby schenkte 2 Kaffees ein. Und stellte sie auf die Arbeitsplatte. Dann nahm sie ihren und ging zur Couch im Wohnzimmer. Sie setzte sich auf die Couch. Kassandra setzte sich neben sie, ihre Hände umklammerten den Kaffeepott. Sie schaute Gaby in ihre grünen Augen und wusste nicht wie sie den Anfang machen sollte. Sie wollte mit Gaby über den Einbruch reden und über den Kommissar. Sie hatte eine Ahnung das vielleicht Gaby´s Vater mehr wusste als Gaby ahnte.
„Gaby, in ein paar Minuten kommt Kommissar Maternus her. Er hat mir am Telefon erzählt Valerie hätte durch ihren Anwalt Bescheid geben lassen, sie würde eine Aussage machen. Und so wie ich den Kommissar Maternus verstanden habe, soll Valeries Stand bei der Polizei nicht der Beste sein.  Ihr Anwalt ist übrigens……“
„….Sag nicht mein Vater?“
„Doch, das ist er.“
„Wir müssen ihn von Valerie wegbekommen, er soll nicht auch noch ihr Leben ruinieren. Bitte hilf mir!“
In Gaby´s Augen standen die Tränen. Sie hatte Angst um Valerie. Kassandra stellte ihren Kaffeepott auf den Tisch und beugte sich zu Gaby rüber, nahm sie in den Arm und hielt sie dann einfach nur fest. Gaby liess ihren Tränen freien Lauf. Bei Kassandra durfte sie schwach sein, durfte es geniessen, sich fallen zu lassen und das war ein herrliches Gefühl.  Sie merkte wie ihr Leben eine Balance bekam und es tat ihr gut. Sie liess sich einfach nur fallen in den Moment.

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